Editorial
Die vorliegende Ausgabe Textannotation in der Hochschullehre versammelt in der Praxis erprobte und zur Nachnutzung aufbereitete Lehrkonzepte rund um die Methode der Textannotation in den Geisteswissenschaften. Die Beiträge stellen Lehrformate vor, die mit unterschiedlichen Verfahren der Textannotation arbeiten, und eignen sich zur Nachnutzung für Lehrende.
Die Diamond Open Access-Zeitschrift forTEXT wurde 2024 gegründet, um Beiträge zu Forschung und Lehre in den textbasierten Digital Humanities zu publizieren. Sie baut auf dem seit 2017 bestehenden forTEXT-Portal (www.portal.fortext.org) auf, das Einführungen in digitale Methoden der textbasierten Geisteswissenschaften bereitstellt. Die Zeitschrift versteht sich als Plattform für den wissenschaftlichen Austausch über digitale Routinen, Ressourcen und Werkzeuge mit dem Ziel, Digital Humanities-Ansätze systematisch in Forschung und Lehre zu etablieren.
Bereits im Rahmen des forTEXT-Portals zeigte sich ein großer Bedarf an Inhalten, die speziell für die Hochschullehre konzipiert sind und Lehrende in der Vermittlung digitaler Methoden unterstützen. Mit der neuen forTEXT-Zeitschrift reagieren wir auf diese Nachfrage und legen neben der Forschung einen besonderen Schwerpunkt auf die Lehre. Dafür veröffentlichen wir praxiserprobte Lehrkonzepte für verschiedene Lehrformate, in denen Methoden oder Ansätze der textbasierten Digital Humanities vermittelt werden.
Die vorliegende Ausgabe ist deshalb zwar die 13. Ausgabe der Zeitschrift, sie ist aber zugleich die erste Ausgabe, für die im Rahmen eines Call for Papers Autor*innen zur Einreichung von Beiträgen eingeladen wurden. Mit der Beteiligung externer Autor*innen wollen wir vielfältige Perspektiven und Erfahrungen aus dem Bereich der digitalen Geisteswissenschaften zusammenführen und den offenen wissenschaftlichen Austausch stärken. Die Ausgaben der forTEXT-Zeitschrift werden dabei als thematisch organisierte, sogenannte Rolling Issue publiziert, in denen laufend Beiträge ergänzt werden.
Um eine Qualitätsprüfung zu gewährleisten, werden die eingereichten Beiträge im Open Peer Review-Verfahren begutachtet. Neben externen Gutachter*innen ist es vor allem eine einschlägige Fachredaktion, die dies möglich macht: Marie Flüh, Jan Horstmann, Janina Jacke, Jan Christoph Meister und Mareike Schumacher bringen ihre langjährige Erfahrung aus dem forTEXT-Portal in die Zeitschrift mit ein. Mit ihren Gutachten sichern sie nicht nur die inhaltliche Qualität der Beiträge, sondern sorgen auch für eine gewisse Einheitlichkeit in Darstellung und Duktus. Damit wollen wir es unseren Leser*innen erleichtern, die Beiträge in der eigenen Forschung und Lehre einzusetzen – ein wesentliches Prinzip des forTEXT-Portals besteht so fort.
Technisch und auch finanziell möglich ist das Ganze, weil wir von der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Darmstadt unterstützt werden. Die ULB stellt uns mit Janeway ein Journal-System zur Verfügung, hat uns bei der Gründung begleitet und unterstützt uns weiterhin tatkräftig in diversen Fragen. Zusammen mit der ehrenamtlichen Arbeit der Fachredaktion war dies ausschlaggebend dafür, dass wir die forTEXT-Zeitschrift im Diamond Open Access anbieten können.
In der ersten Ausgabe der forTEXT-Zeitschrift mit externen Beiträgen nehmen wir das Thema der Textannotation in der Lehre – und damit eine zentrale Methode der textbasierten (digitalen) Geisteswissenschaften mit langer Tradition – in den Blick.
Textannotation ist eine grundlegende Methode der Digital Humanities, die nicht nur in der Literaturwissenschaft zur systematischen Analyse und Interpretation von Texten eingesetzt wird, sondern die auch in vielen anderen geisteswissenschaftlichen Disziplinen eine wichtige Rolle spielt. Unter Textannotation verstehen wir die Praxis, deskriptive oder analytische Zusatzinformationen manuell, halb- oder vollautomatisch zu einem Text hinzuzufügen.
Textannotation setzt als Methode nicht zwingend technische Kompetenzen seitens der Nutzer*innen voraus und eignet sich zudem gut für kollaborative Arbeitsformen – beide Eigenschaften machen sie besonders geeignet für den Einsatz in der Lehre.
Alle Beiträge stellen Lehrkonzepte vor und folgen dabei einem einheitlichen Aufbau, der, so hoffen wir, einen niederschwelligen Zugang ermöglicht: Zunächst wird das Lehrkonzept vorgestellt und die didaktischen Voraussetzungen skizziert. Daraufhin werden der Ablauf und die Ziele des Lehrkonzepts beschrieben. Es folgt eine Übersicht der Sitzungen, ergänzt durch eine detaillierte Darstellung der einzelnen Sitzungen. In der abschließenden Reflexion gehen die jeweiligen Autor*innen auf Herausforderungen und Potenziale des Lehrkonzepts ein. Aufgrund der klaren Struktur eignen sich die Beiträge zur Nachnutzung.
Beiträge der Ausgabe
Svenja Guhr stellt in ihrem Beitrag Lehreinheit: Textannotation (mit CATMA) als Blended Learning eine vierwöchige Lehreinheit vor, die Studierende am Beispiel des digitalen Annotations- und Analysetools CATMA in die Textannotation einführt. Vor dem Hintergrund der Erzähltheorie wird in einer Kombination aus asynchronen Selbstlernphasen und synchronen Präsenzsitzungen die Methode der Textannotation eingeführt und ihre praktische Anwendung angeleitet. Zudem lernen Studierende, wie sie literaturwissenschaftliche Fragestellungen formulieren und Einsatzmöglichkeiten digitaler Textannotation kritisch reflektieren.