Abstract
Das Lehrkonzept stellt eine vierwöchige Lehreinheit vor, die Studierende in die Textannotation am Beispiel des Annotations- und Analysetools CATMA einführt. Vor dem Hintergrund der Erzähltheorie wird in einer Kombination aus asynchronen Selbstlernphasen und synchronen Präsenzsitzungen die Methode der Textannotation eingeführt und ihre praktische Anwendung angeleitet. Zudem lernen Studierende, wie sie literaturwissenschaftliche Fragestellungen formulieren und Einsatzmöglichkeiten digitaler Textannotation kritisch reflektieren können.
Inhalt
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Einführung
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Gesamtablauf
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Tabellarische Sitzungsübersicht
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Elemente der Lehreinheit
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Reflexion
1 Einführung
Das nachfolgend vorgestellte Lehrkonzept führt Studierende in die Textannotation am Beispiel des digitalen Annotationstools CATMA ein. Dabei werden asynchrone und synchrone Elemente im Sinne eines Blended Learning-Ansatzes kombiniert.
1.1 Rahmenbedingungen
Die Lehreinheit zum Thema „Textannotation (mit CATMA)“ greift eine Kombination aus asynchroner und synchroner Lehre auf (Blended Learning)1 und deckt einen Zeitraum von vier Semesterwochen ab. Die Lehreinheit wurde im Rahmen der Einführungsveranstaltung Grundkurs Literaturwissenschaft 2 im Sommersemester an der Technischen Universität Darmstadt entwickelt, wo sie bereits dreimal durchgeführt wurde (Sommersemester 2022, 2023 und 2024). Der Grundkurs 2 deckt den zweiten Teil eines zweisemestrigen Moduls zur Einführung in die Literaturwissenschaft ab, das im Germanistikstudium in den ersten zwei Studiensemestern die Grundlagen der deutschsprachigen Literaturwissenschaft vermitteln soll, um die Studierenden auf das literaturwissenschaftliche Arbeiten in den darauf aufbauenden thematischen Pro- und Hauptseminaren der höheren Semester vorzubereiten. Die erfolgreiche Teilnahme an der Lehrveranstaltung wird durch eine 90-minütige schriftliche Klausur am Ende der Vorlesungszeit festgestellt. Nach Bestehen der Abschlussklausur erhalten die Teilnehmenden fünf ECTS-Punkte (Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft 2019).
Die Lehreinheit repräsentiert eine Schnittstelle zwischen Literaturwissenschaft und Digital Humanities. Sie integriert digitale Methoden in die literaturwissenschaftliche Lehre, indem sie den Studierenden die Nutzung von CATMA2 als Annotations- und Analysetool nahebringt. Diese Interdisziplinarität ermöglicht es, traditionelle geisteswissenschaftliche Fragestellungen durch den Einsatz von Technologien zu vertiefen und zu erweitern, und fördert gleichzeitig die digitalen Kompetenzen der Studierenden.
Blended Learning wurde gewählt, um vorbereitende Schritte wie die Seminarlektüre, den Überblick über zentrale Funktionen sowie die erste Erprobung der Annotationssoftware unter Rückgriff auf vorhandenes Lernmaterial in eine Selbstlernphase auszulagern. Im synchronen Teil kann so der Fokus auf die Vermittlung komplexer literaturwissenschaftlicher Sachverhalte, auf Diskussionen zu den gesammelten Annotationserfahrungen und die Beantwortung literaturwissenschaftlicher Fragestellungen gelegt werden. Die Lehreinheit findet zeitlich in der Mitte des Semesters statt, wobei die Selbstlernphase die Hälfte der Lehreinheit einnimmt. Ihre Vorteile liegen insbesondere in der Auslagerung des zeitaufwändigen Einrichtens und Ausprobierens des CATMA-Accounts sowie des Durcharbeitens der einführenden Tutorials, wobei die Studierenden die Software in der von ihnen gewählten Geschwindigkeit kennenlernen, ausprobieren und bei Interesse noch weiter vertiefen können.
Der Kurs wird als synchrone Lehrveranstaltung in Lehrform eines Grundkurses mit zwei Semesterwochenstunden für eine Gruppe von ca. 20-30 Studierenden (Germanistik Bachelor / Deutsch Lehramt an Gymnasien) angeboten, die i.d.R. bereits den ersten Teil des Grundkurses besucht haben und somit erste grundlegende Kompetenzen in der Literaturwissenschaft mitbringen.
Die vorgesehenen Lerninhalte des Grundkurses 2 als Rahmenlehrveranstaltung sind laut Modulbeschreibung die „Einführung in erweiterte Gebiete der Literaturwissenschaft. Studierende sollen am Ende des Kurses mit Themen der Erzähltheorie, der Literaturgeschichte und der Editionswissenschaft sowie mit den entsprechenden Theorien und Konzepten vertraut sein und diese unter Anleitung kritisch einordnen und diskutieren können” (Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft 2019). Die unter den Literaturwissenschaftsdozent*innen abgestimmten großen Themen der Lehrveranstaltung umfassen zwei Sitzungen zu Literaturtheorien, zwei Sitzungen zur Literaturgeschichte (19. und 20. Jahrhundert), vier Sitzungen zur Großgattung Prosa, drei Sitzungen zur Großgattung Lyrik sowie drei Sitzungen zu Organisatorischem, Klausurvorbereitung und Klausurdurchführung. Eine erfolgreiche Teilnahme am Kurs befähigt die Studierenden zum Umgang mit Begriffen und Konzepten erweiterter Gebiete der Literaturwissenschaft. Sie können Analysen mittels wichtiger Methoden des jeweiligen Teilgebiets durchführen. Darüber hinaus haben sie ein grundlegendes Verständnis der Literaturwissenschaft und ihrer Unterdisziplinen erlangt und sind mit den Grundlagen der literaturwissenschaftlichen Analyse, dem analytischen Lesen und dem wissenschaftlichen Arbeiten vertraut.
1.2 Voraussetzungen der Teilnehmenden
Zur Durchführung der Lehreinheit müssen die Studierenden Zugang zu einem internetverbundenen Laptop haben, einen der gängigen Browser verwenden können (z.B. Firefox, Chrome oder Safari) sowie grundlegende Sprachkenntnisse im Englischen mitbringen, um das User Interface der Textannotationssoftware CATMA verstehen und nutzen zu können. Die benötigten technischen Vorkenntnisse erarbeiten sich die Studierenden in der Selbstlernphase. Weitere technische Kenntnisse sind nicht erforderlich. Als fachliche Vorkenntnis wird ein generelles Verständnis im Umgang mit literarischen Texten und literarischer Erzähltextanalyse vorausgesetzt, das dem Niveau des Oberstufendeutschunterrichts bzw. darauf aufbauend ggf. dem Besuch des Grundkurses Literaturwissenschaft 1 an der Technischen Universität Darmstadt entspricht.
1.3 Ausführung der Lehreinheit
Die Lehreinheit besteht aus vier Elementen:
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eine vorbereitende synchrone Sitzung zur Einführung in die Erzähltextanalyse,
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eine asynchrone Selbstlernphase von zwei Wochen, in der die Studierenden die Video-Tutorials und die vorbereitende Lektüre (Primär- und Sekundärliteratur) durcharbeiten,
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eine synchrone Sitzung zur Einführung in die literaturwissenschaftliche Annotationspraxis mit Zeit für Fragen und einer Anwendungsaufgabe zur Verwendung von CATMA für die Annotation und anschließende Figurenanalyse des Primärtextes,
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eine Aufgabe zur manuellen Textannotation in der Abschlussklausur zur Überprüfung des Erreichens der Lernziele der Lehreinheit.
Für die synchronen Veranstaltungssitzungen benötigt die*der Lehrende einen internetverbundenen Laptop sowie einen Beamer. Die asynchronen Anteile wie Lektüre und Links zu den Video-Tutorials der Selbstlernphase werden von dem*der Lehrenden über die begleitende Medienplattform (hier Moodle) zur Verfügung gestellt.
Zur Vermittlung von Kompetenzen werden verschiedene Medien eingesetzt: In der asynchronen Selbstlernphase haben die Studierenden Zugang zu Video-Tutorials. Diese Tutorials bieten eine Einführung in die manuelle Annotation mit dem digitalen Tool CATMA (forTEXT 2019a; forTEXT 2020a; forTEXT 2019b; forTEXT 2019c; forTEXT 2020b). Zudem werden vorbereitend drei Einführungstexte zum manuellen und kollaborativen Annotieren (analog und digital mit CATMA) zur Verfügung gestellt (Schumacher 2024; Jacke 2024a; Jacke 2024b). Während der synchronen Lehrveranstaltungen wird als kurzer Primärtext die Erzählung Krambambuli von Ebner-Eschenbach (1896) diskutiert und die Aufgabe zur Verwendung von CATMA mit Fokus auf literarische Erzähltext- und Figurenanalyse (Hansen 2016) literaturtheoretisch und methodisch eingebettet.
Zur Unterstützung der Studierenden wurde in der dritten Iteration dieser Lehreinheit ein*e Tutor*in eingesetzt. Diese*r stand während der asynchronen Selbstlernphase in einem Moodleforum für Fragen und Hilfestellungen zur Verfügung. Während der synchronen Sitzungen half er*sie bei technischen Problemen mit dem Annotationstool CATMA und unterstützte die Studierenden bei der Durchführung der Annotationsaufgabe.
In der Abschlussklausur ist eine Aufgabe zur manuellen Textannotation vorgesehen, um das Erreichen der Lernziele der Lehreinheit zu überprüfen.
2 Gesamtablauf
Die Lehreinheit wird im Semesterplan als Teil des Themas „Einführung in die Gattungstheorie: Prosa“ verortet und baut auf den Inhalten der Sitzungen zu Literaturgeschichte des 19. Jahrhunderts und Literaturtheorie auf. Sie besteht aus vier Teilen: Der erste Teil beinhaltet eine theoretische Einführung in die Analyse von Figuren und in das Formulieren von literaturwissenschaftlichen Fragestellungen in einer synchronen Lehrveranstaltungssitzung. Der zweite Teil besteht aus einer zweiwöchigen asynchronen Selbstlernphase. In dieser Phase arbeiten die Studierenden mit zusammengestellten Materialien zur Einführung in die literaturwissenschaftliche Textannotation. Diese Materialien umfassen Artikel zur manuellen und kollaborativen Annotation (analog und digital mit CATMA) sowie kurze Video-Tutorials zur Einführung in die manuelle Annotation mit dem digitalen Annotationstool CATMA. Zusätzlich lesen die Studierenden den Primärtext Krambambuli von Ebner-Eschenbach (1896). Der dritte Teil besteht aus einer synchronen Sitzung zur Einführung in die literaturwissenschaftliche Annotationspraxis mit Zeit für Fragen und für die Anwendungsaufgabe zur Verwendung von CATMA für die Annotation und anschließende Figurenanalyse des Primärtexts. Dieser dritte Teil kann auf 90 oder 120 Minuten angesetzt werden, je nachdem, wie viele Teilnehmende erwartet werden, wie fortgeschritten die Studierenden im Umgang mit digitalen Methoden sind und wie engagiert sie erfahrungsgemäß an Diskussionen teilnehmen und Fragen stellen. Im vierten und letzten Teil wird das Gelernte durch eine Prüfungsaufgabe in der Klausur überprüft, die literaturwissenschaftliche Textannotation behandelt.
Im Fokus der Lehreinheit steht die Vermittlung der Erzähltheorie und ihrer praktischen Anwendung durch die literaturwissenschaftliche Methode der Annotation. Die Studierenden sollen nach dieser Lehreinheit in der Lage sein, Methoden der Erzähltheorie auf bekannte literarische Primärtexte des 19. Jahrhunderts anzuwenden und drei literaturwissenschaftliche Annotationsmodi umzusetzen: manuell-analoges Annotieren literarischer Texte, manuell-digitales Annotieren literarischer Texte und kollaborativ manuell-digitales Annotieren literarischer Texte. Des Weiteren sollen die Studierenden den Nutzen und die Anwendbarkeit literaturwissenschaftlicher Textannotation reflektieren und lernen, situationsspezifisch zu entscheiden, wie verschiedene Annotationsverfahren am sinnvollsten anzuwenden sind, indem z.B. die Erstellung und der Einsatz von Annotationstagsets im Kontext einer ausgewählten Forschungsfrage reflektiert wird. Außerdem sollen sie literaturwissenschaftliche Forschungsfragen formulieren und sich der Beantwortung dieser Fragen mit Hilfe literaturwissenschaftlicher Textannotation annähern können.
3 Tabellarische Sitzungsübersicht
Element | Modus | Thema | Inhalt | Lernziel | Vorbereitung der Studierenden | Lehrvorbereitung | Aufgabe |
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1 | synchron; Präsenz | theoretische Einführung in die Analyse von Figuren | Einführung in die Figurenanalyse und das Formulieren von Forschungsfragen | Grundlagen der Figurenanalyse verstehen und anwenden; Forschungsfragen formulieren | Lektüre (Hansen 2016) | Laptop; Beamer; vorbereitende Texte; Foliensatz (siehe Anhang 1: „FS_Figurenanalyse“) | Formulieren einer Forschungsfrage zur Figurenanalyse |
2 | asynchron; online | Selbststudium: Einführung in die literaturwissenschaftliche Textannotation | Erarbeitung von Einführungstexten und Video-Tutorials zur manuellen und digitalen Annotation | Grundlagen des manuellen und digitalen Annotierens verstehen; Anwendung des Tools CATMA | Lektüre (Schumacher 2024; Jacke 2024a; Jacke 2024b); Anschauen der Tutorials (forTEXT 2019a; forTEXT 2020a; forTEXT 2019b; forTEXT 2019c; forTEXT 2020b) | sicherstellen, dass Links funktionieren und Materialien über Moodle verfügbar sind | Durcharbeiten der Materialien; Vorbereitung auf die synchrone Sitzung (inklusive der Einrichtung eines persönlichen CATMA-Accounts) |
3 | synchron; Präsenz | Einführung in die literaturwissenschaftliche Annotationspraxis | zusammenfassende Einführung in die literaturwissenschaftliche Annotationspraxis und praktische Anwendung der Annotationsverfahren mit CATMA | Anwendung der Annotationsverfahren; Reflexion der Nützlichkeit der Annotation | Vorbereitung des CATMA-Projekts mit Tagset zur Figurenanalyse (orientiert an Jacke 2024c) & Annotationsbeispielen in vorbereiteten Annotation Collections; Formulieren von Übungsaufgaben zur Klausurvorbereitung; Laptop; Beamer; Internetzugang; Zugriff auf CATMA | Übung von Klausuraufgaben zu literaturwissenschaftlicher Textannotation | |
4 | synchron; Präsenz | Überprüfung des Gelernten durch Klausuraufgabe | Durchführung der Anwendungsaufgabe in der Klausur | Sicherstellung der Lernzielerreichung | Diskussion und Übung von Prüfungsfragen zur Textannotation als Teil der vorhergehenden Sitzung zur Prüfungsvorbereitung | Bereitstellung der Prüfungsaufgabe und eines Beispielprimärtextausschnitts |
4 Elemente der Lehreinheit
Element 1: Theoretische Einführung in die Analyse von Figuren
(Synchrone Sitzung, 90min)
In der ersten Sitzung erhalten die Studierenden eine theoretische Einführung in die Analyse von Figuren (aufbauend auf Hansen 2016) sowie in das Formulieren von literaturwissenschaftlichen Fragestellungen. Diese synchrone Sitzung beginnt mit einem Vortrag der Lehrperson (siehe Anhang 1: „FS_Figurenanalyse“), in dem die grundlegenden Konzepte und Methoden der Figurenanalyse behandelt werden. Zunächst wird die Bedeutung und Funktion von Figuren in literarischen Texten erläutert. Danach werden die drei funktionalen Dimensionen nach Phelan (2005), die Unterscheidung von flachen und runden Charakteren nach Forster (1949) und das Figurenmodell nach Hansen (2000) mit seiner Unterscheidung von „showing“ und „telling“ präsentiert. Der Inputvortrag wird abgeschlossen mit einer Diskussion, in der das Gehörte durch die Studierenden angewendet werden soll, indem sie diskutieren, welche Figuren im vorbereiteten Primärtext Krambambuli von Ebner-Eschenbach (1896) vorkommen und wie diese hinsichtlich der vorgestellten Figurenmodelle eingeordnet werden können.
Im Anschluss wird das Erarbeiten und Formulieren von literaturwissenschaftlichen Forschungsfragen thematisiert. Die Studierenden lernen, wie sie präzise und relevante Fragen zur Figurenanalyse entwickeln können. Die Sitzung umfasst Diskussionen und Gruppenarbeiten, in denen die Studierenden auf der Grundlage eines kurzen Textauszugs aus der Primärlektüre Forschungsfragen formulieren, die mit Hilfe der Figurenanalyse bearbeitet werden können.
Ziel dieser Sitzung ist es, ein Verständnis der grundlegenden Konzepte der Figurenanalyse zu vermitteln, die Fähigkeit zur Unterscheidung und Anwendung verschiedener Ansätze der Figurenanalyse zu entwickeln und die Kompetenz zu fördern, literaturwissenschaftliche Forschungsfragen zu formulieren. Im Rahmen des Grundkurses 2 an der TU Darmstadt wurde dieses Element als Teil der umfassenderen Lehrveranstaltungssitzung zur „Einführung in die Gattungstheorie: Prosa“ durchgeführt. Dieser Sitzungsteil deckt ca. 30min einer 90 minütigen Sitzung ab.
Element 2: Einführung in die literaturwissenschaftliche Textannotation (Selbstlernphase)
(Asynchrone Selbstlernphase über zwei Wochen, ca. 5 Arbeitsstunden)
Der zweite Teil der Lehreinheit besteht aus einer asynchronen Selbstlernphase, welche sich über zwei Wochen erstreckt. In dieser Zeit haben die Studierenden die Gelegenheit, sich eigenständig in die Grundlagen der literaturwissenschaftlichen Textannotation und die Annotations- und Analysesoftware CATMA einzuarbeiten. Sie setzen sich mit drei Einführungstexten auseinander, die das manuelle und kollaborative Annotieren sowohl in analoger als auch digitaler Form behandeln (Schumacher 2024; Jacke 2024a; Jacke 2024b). Ergänzend dazu stehen Video-Tutorials zur Einführung in die manuelle Annotation mit dem digitalen Annotationstool CATMA zur Verfügung (forTEXT 2019a; forTEXT 2020a; forTEXT 2019b; forTEXT 2019c; forTEXT 2020b). Diese Materialien bieten den Studierenden eine umfassende Einführung in die Annotationsverfahren und ermöglichen ihnen, das Gelernte praktisch auszuprobieren.
Ziel dieser Selbstlernphase ist es, die Grundlagen des manuellen und digitalen Annotierens zu vermitteln, die Fähigkeit zur Nutzung des Tools CATMA zu entwickeln und ein Verständnis für die Vor- und Nachteile verschiedener Annotationsverfahren zu schaffen. Die Studierenden lesen die Einführungstexte, schauen sich die Video-Tutorials an und führen erste praktische Übungen zur Annotation mit CATMA durch. Ab der CATMA-Version 7.2 Classroom Edition ist es auch möglich, den Teilnehmenden Zugang zu einem gemeinsamen CATMA-Gruppenprojekt zu gewähren und als Ergebnissicherung den erfolgreichen Abschluss der Selbstlernphase durch obligatorische Annotationen im Gruppenprojekt zu überprüfen.
Element 3: Einführung in die literaturwissenschaftliche Annotationspraxis
(Synchrone Sitzung, 90min)
In der dritten Sitzung steht die praktische Anwendung der Annotationsverfahren im Fokus. Die Studierenden haben vorbereitend einen CATMA-Account eingerichtet, erste Anwendungsbeispiele geübt und setzen die während der asynchronen Selbstlernphase erworbenen Kenntnisse in einer synchronen Sitzung in die Praxis um. Begleitet wird diese für 90min konzipierte Sitzung vom Foliensatz zur Einführung in die Textannotation (siehe Anhang 2: „FS_Einführung_Textannotation“). Um den Studierenden mehr Zeit für die Diskussionen und Anwendungsaufgaben zu geben, empfiehlt sich eine Sitzung von ca. 120min. Ziel dieser Sitzung ist es, die Anwendung der Annotationsverfahren in der Praxis zu vertiefen und die Fähigkeit zur kritischen Reflexion von Textannotation zu fördern.
Die Sitzung beginnt mit einem Brainstorming (ca. 5min) in Partnerarbeit zur Aktivierung des Gelernten aus der zweiwöchigen Selbstlernphase, wobei das thematische Vokabular der Sitzung im geschützten Raum der Partnerarbeit vorbereitet wird. Anschließend gibt es einen kurzen Austausch im Plenum im Sinn einer reduzierten Form der „Think-Pair-Share“ Lernmethode von Lyman (1998).
Es folgt ein Inputvortrag (ca. 10min) der Lehrperson zur generellen Einführung in das Thema und die Methodik des Annotierens (Bildannotationen, Markup Languages, Glossen) sowie spezifisch zur Annotation als textwissenschaftliche Praxis in der Literaturwissenschaft. Zunächst werden drei verschiedene Annotationsarten in der Sprach- und Literaturwissenschaft vorgestellt: Freitextkommentare, taxonomiebasierte Annotation und technische Annotation im Rahmen des Textauszeichnungsverfahrens (nach Jacke 2024a). Anschließend werden sechs Modi bzw. Verfahren der Textannotation anhand von Beispielen gegenübergestellt: manuell vs. maschinell, analog vs. digital, digital halbautomatisiert vs. digital automatisiert (nach Rapp 2017).
Am Ende des Inputvortrags werden die Studierenden gebeten, in Einzelarbeit manuell einen Textausschnitt zu annotieren (ca. 5min). Dazu wurde vor Sitzungsbeginn der Anfang des ausgedruckten Primärtexts ausgeteilt. Das Ziel dieser Aufgabe ist es, verschiedene Annotationsideen auszuprobieren, die während des Impulsvortrags aufgekommen sind. Der Erfahrung nach variieren die von den Studierenden vorgenommen Annotationen stark (z.B. Unterstreichung, Umkreisung und Umkastung von Wortarten und Wortfamilien). Nach ca. 5min haben die Studierenden kurz die Möglichkeit, dem Plenum vorzustellen, was sie wie annotiert haben. Damit wird zur Diskussionsfrage übergeleitet: „Braucht man Vorgaben zum Annotieren?“ Der Erfahrung nach sprechen die Studierenden in der Diskussion ihre anfängliche Unsicherheit mit der Annotationsaufgabe an, weil sie nicht wussten, was genau sie annotieren sollten. Der nächste Punkt der Diskussion wird eingeleitet durch die Reflexionsfragen: „Welche Vorgaben hätten Sie sich gewünscht?“ und „Welche Vorgaben haben Sie sich selbst gegeben?“. Durch diese offenen Fragen werden sich die Studierenden der Notwendigkeit von Annotationsrichtlinien bewusst. Sie diskutieren ihre selbstdefinierten Vorgaben, z.B. wann unterstrichen und wann umkreist wurde und welche Farbe welche Annotationseinheit bedeutete. Die Lehrperson leitet sodann über zum zweiten Inputvortrag.
Im zweiten Inputvortrag (ca. 10min) stellt die Lehrperson den Nutzen und Aufbau von Annotationsrichtlinien vor. Unterstützt durch die Abbildung von Gius und Jacke (2016, 7) wird die Komplexität des Annotationsprozesses verdeutlicht. Es folgt eine kurze Wiederholung zu Annotationskategorien und Tagsets, die Veranschaulichung der Textannotation als iterativen und zyklischen Prozess (nach Rapp 2017; Zinsmeister und Lemnitzer 2015) sowie ein sehr kurzer Ausblick auf die Evaluation des Annotationsprozesses und Goldstandardannotationen (nach Jacke 2024b). Nach einer kurzen Unterbrechung für Fragen der Studierenden folgt der Anwendungsteil „Annotation mit CATMA“.
Für den Anwendungsteil schlägt die Lehrperson eine Forschungsfrage, eine Hypothese und ein Annotationsverfahren vor. Ein mögliches Frage-Hypothesen-Paar zur Figurenanalyse ist: „Welche Hinweise auf der Textoberfläche kennzeichnen eine Figur als Protagonist*in?“ - „Anhand der Häufigkeit der Figurenreferenz ist erkennbar, welche Figur Protagonist*in des Textes ist.“ Außerdem bringt sie ein CATMA-Gruppenprojekt mit vorbereitetem Tagset mit (z.B. das Tagset „Narratologie (histoire)“ von Jacke 2024c), das die Studierenden anwenden können. Nach einer kurzen Vorstellung der Materialien treten die Teilnehmenden dem CATMA-Gruppenprojekt bei und erhalten den folgenden Arbeitsauftrag (ca. 20min):
Bitte annotieren Sie manuell digital den Anfang aus Marie von Ebener-Eschenbachs Krambambuli:
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Erstellen Sie eine Annotation Collection nach dem Schema: „Name_Annotation_Collection“.
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Öffnen Sie den Text im Annotationsmodus („Annotate“).
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Wählen Sie Ihre Annotation Collection aus und annotieren Sie den Anfang von Krambambuli unter Anwendung des Tagsets zur Figurenannotation.
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Synchronisieren Sie Ihre Annotationen auf der Projektstartseite („SYNC“ → synchronize with the team).
Während der Arbeitsphase steht die Lehrperson für Fragen und technische Unterstützung zur Verfügung. Die Lehrperson wird dabei ggf.durch eine*n Tutor*in vor Ort unterstützt. Die Arbeitsphase wird mit einer Reflexion abgeschlossen, in der die Studierenden berichten, wie sie mit den Annotationskategorien und den technischen Prozessen zurechtkamen. Zudem sollen sie aufführen, welche Tags ihnen gefehlt haben oder welche sie nicht verwendet haben. Schließlich sollen sie auf der Grundlage ihrer Annotationserfahrung argumentieren, wie die Forschungsfrage beantwortet werden könnte.
Anschließend werden exemplarisch Abfragen, Visualisierungen und halbautomatisierte Annotationen mit CATMA durchgeführt, um eine mögliche Annäherung an die Forschungsfrage mittels quantitativer Annotationsauswertung (der vorbereiteten Annotationen) vorzustellen (z.B. Keyword in Context Abfragen (KWIC) und Visualisierung der Häufigkeit und Verteilung von Annotationen pro Figurenreferenz über den Verlauf des annotierten Textes).
Den Abschluss der Sitzung bildet eine Diskussion im Plenum, in der die Studierenden aufgefordert werden, die Unterschiede, Gemeinsamkeiten, Grenzen und Mehrwerte von digitaler und nicht-digitaler Annotation sowie die Kombination beider Annotationsformen praxisnah herauszuarbeiten und zu diskutieren. Die Diskussion endet mit der perspektivischen Frage, welche weiteren Forschungsfragen zum Primärtext und darüber hinaus die Studierenden interessieren würden, die sie im Rahmen eines CATMA-Annotationsprojekts angehen könnten.
Element 4: Überprüfung des Gelernten durch Klausuraufgabe
(Schriftliche Aufgabe, ca. 15 bzw. ca. 25min)
In der letzten Woche der Vorlesungszeit wird das in den vorangegangenen Sitzungen Gelernte anhand einer Aufgabe in der 90-minütigen Abschlussklausur überprüft. Die Klausur besteht in der Regel aus sechs verschiedenen Aufgaben, von denen eine die Textannotation betrifft. Im Rahmen der Klausur des Grundkurses 2 wurden im Sommersemester 2022, 2023 und 2024 Variationen der folgenden zwei Aufgaben gestellt:
Aufgabe 1:
Eine Klausuraufgabe mit Umfang von 5,5P. (ca. 15min Aufwand der 90min Gesamtklausur (30P.)):
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Erklären Sie kurz die Methode der manuellen Textannotation (1P.).
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Entwickeln Sie ein Tagset bestehend aus mindestens drei verschiedenen Tags für die Annotation des Primärtextausschnitts. Nennen Sie dafür den Tagnamen und erläutern Sie (kurz) Ihr Annotationsvorgehen (3,5P.: jeweils 0,5P. pro Nennung des Namens (Tagset und 3 Tags) und jeweils 0,5P. pro Kurzerläuterung des Annotationsvorgehens pro Tag, z.B. Unterstreichen, Tagfarbe, gewählte Kategorie).
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Annotieren Sie den Textausschnitt systematisch mit Ihren neudefinierten Tags (1P.).
Die erste Klausuraufgabe sollte im Klausuraufbau einen mittleren Platz einnehmen, weil sie die ersten drei Taxonomiestufen kognitiver Lernziele nach Anderson und Krathwohl (2001) abdeckt. Da höhere Taxonomiestufen tendenziell später in der Klausur angeordnet werden sollten, eignet sich diese Aufgabe nicht als Einstiegsaufgabe: Einerseits wird bereits das reine Nennen von Tagsetnamen und Tagnamen mit Punkten vergütet (Taxonomiestufe 1), andererseits aber auch die Erklärung der Methode gefordert sowie die Erläuterung des Annotationsvorgehens (Taxonomiestufe 2) und die Anwendung der Annotationsmethode auf den gegebenen Primärtextausschnitt (Taxonomiestufe 3).
Aufgabe 2:
Eine Klausuraufgabe mit Umfang von 7P. (ca. 20-25min Aufwand):
Lesen Sie den Primärtextausschnitt:
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Formulieren Sie eine Forschungsfrage hinsichtlich der im Kurs behandelten Inhalte (z.B. aus dem Bereich zu Prosatheorie, Erzähltheorie – etwa Diskurs, Geschichte, Figuren – oder Literaturgeschichte). Beachten Sie bei der Formulierung die im Kurs besprochenen inhaltlichen und formalen Anforderungen an eine Forschungsfrage (1 Satz = 1P.).
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Begründen Sie die (literaturwissenschaftliche) Relevanz Ihrer Forschungsfrage kurz, indem Sie sie in den literaturwissenschaftlichen Forschungskontext einordnen (1-2 Sätze, 2P.).
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Entscheiden Sie, ob und wie literaturwissenschaftliche Textannotation als Grundlage der Annäherung an die Beantwortung Ihrer Forschungsfrage angewendet werden kann. Begründen Sie Ihre Entscheidung und beschreiben Sie Ihre mögliche Herangehensweise (3-5 Sätze, 4P.).
Die zweite Klausuraufgabe sollte im Klausuraufbau den Platz einer der letzten oder der letzten Aufgabe einnehmen. Sie deckt die höchsten Taxonomiestufen kognitiver Lernziele nach Anderson und Krathwohl (2001) ab, indem eine Forschungsfrage formuliert (Produktion, Taxonomiestufe 6), ihre Relevanz begründet (Beurteilung, Taxonomiestufe 5) sowie für oder gegen die Anwendung von Textannotation als Methode entschieden werden muss (Entscheidung, Taxonomiestufe 5).
Mit der erfolgreichen Bearbeitung der Klausuraufgabe weisen die Studierenden nach, dass sie das Lernziel erreichen, theoretische Konzepte in konkreten Analysekontexten anzuwenden, indem sie literaturwissenschaftlich relevante Forschungsfragen formulieren und Textannotation als Methode zur Annäherung an die selbstformulierte Forschungsfrage verwenden sowie die Anwendung reflektieren.
5 Reflexion
5.1 Erfahrungen bei der Durchführung der Lehrveranstaltung
Ich habe das vorgestellte Lehrkonzept in meiner Rolle als Dozentin bisher drei Mal durchgeführt. Dabei konnte ich retrospektiv feststellen, dass die Aufteilung der Lehreinheit von den Studierenden gut angenommen wurde. Vor allem das Angebot einer asynchronen Selbststudienphase anstelle einer synchronen Sitzung wurde positiv aufgenommen. Im Feedback der Studierenden wurde deutlich, dass sie die Mischung aus synchronen und asynchronen Einheiten sowie die praxisorientierte Anwendung der Theorie schätzten. Besonders die Video-Tutorials fanden die Studierenden hilfreich, weil sie sich dadurch die Inhalte in ihrem eigenen Tempo erarbeiten und wahlweise Teile des Tutorials wiederholen konnten. Die Teilnehmenden meldeten außerdem positiv zurück, dass sie das Gelernte aus der Selbstlernphase und den Theorieinputvorträgen in der synchronen Sitzung (3) selbst anwenden konnten und zum Weiterdenken angeregt wurden.
Die synchrone Sitzung (3) zur Einführung in die literaturwissenschaftliche Annotationspraxis, das Herzstück des vorgestellten Lehrkonzepts, verlief in allen drei Iterationen ohne Probleme. Die technischen Voraussetzungen waren gegeben: Der Beamer und das WLAN funktionierten, die Studierenden brachten internetverbundene Laptops mit sowie eingerichtete CATMA-Accounts, sodass sie die Anwendungsaufgaben durchführen konnten.
Ich konnte den Lernerfolg aus der Selbstlernphase zum manuell-digitalen Annotationsverfahren daran festmachen, dass die Studierenden, die an der synchronen Sitzung teilnahmen, sie als Vorbereitung durchgeführt haben mussten, um während der Sitzung CATMA anwenden und gut mitarbeiten zu können. Während der Bearbeitungszeit der Anwendungsaufgaben konnte ich im Dialog mit den Teilnehmenden feststellen, ob die grundsätzliche Anwendung von CATMA verstanden wurde und aktives Feedback zu den Arbeitsschritten geben sowie bei Schwierigkeiten helfen und individuelle Fragen beantworten. Darüber hinaus konnten erste Annotationsversuche als Teil der Selbstlernphase integriert werden.
Ab der dritten Iteration setzte ich eine*n Tutor*in ein, was sich als wertvolle Unterstützung beim Umgang mit CATMA und der individuellen Vorbereitung der Studierenden herausstellte. Insbesondere bei technischen Fragen und individuellen Problemen konnte der*die Tutor*in direkt vor Ort oder bereits vorher Hilfestellungen geben. Sollte bei der Nachnutzung dieses Lehrkonzepts in externen Veranstaltungskontexten keine Unterstützung durch eine*n Tutor*in möglich sein, könnte ein von den Studierenden selbstmoderiertes Onlineforum (z.B. bei Moodle) eingesetzt werden, in dem Fragen während der asynchronen Selbstlernphase individuell gestellt und beantwortet werden können (auch unterstützt durch die Lehrperson). Außerhalb des Grundkurskontextes könnte zudem ein kürzerer Primärtext zur Annotation zur Verfügung gestellt werden, damit die Teilnehmenden einen vollständigen Text annotieren können und nicht nur einen kurzen Ausschnitt. Dafür könnte zum Beispiel ein Märchen als Textgrundlage zum Einsatz kommen. Ein kürzerer Text würde es den Teilnehmenden ermöglichen, den gesamten Text zu erfassen und somit ein besseres Verständnis für die Struktur und die narrativen Techniken zu entwickeln.
Bei der Bewertung der Klausuraufgabe fiel auf, dass auch Studierende, die nicht an der synchronen Sitzung (3) teilgenommen hatten, sich durch die Nachbereitung der Materialien ausreichend für eine erfolgreiche Bearbeitung der Klausuraufgabe vorbereiten konnten.
Insgesamt bin ich zufrieden mit dem Aufbau und allen drei Durchführungen der Lehreinheit. Meine Bedenken, dass die geplanten Zeitabschnitte für Arbeitsaufgaben und Plenumsdiskussionen zu eng getaktet sein könnten, haben sich nicht bestätigt. Dafür war es jedoch wichtig, die Zeitplanung durchgängig im Blick zu haben und die Diskussionen so zu moderieren, dass der vorgesehene Zeitrahmen eingehalten wurde.
Ich kann mir vorstellen, dass eine Verlängerung der synchronen Sitzung (3) um 30min sinnvoll sein könnte, um den Studierenden mehr Zeit für Annotation, Austausch und Diskussion zu geben. Alternativ könnte man eine Pause vor dem zweiten Inputvortrag einplanen, damit die Studierenden für den zweiten Teil der synchronen Sitzung mehr Energie und Aufmerksamkeit haben sowie die gelernten Inhalte besser verarbeiten können. Je nach Gruppengröße sowie bei erwartbar mehr technischen Hürden bei den Teilnehmenden wäre auch eine Zweiteilung der synchronen Sitzung auf zwei Sitzungen denkbar.
Eine weiterhin offene Herausforderung besteht, wenn Studierende die Selbstlernphase nicht absolvieren, sei es aufgrund einer Abneigung gegenüber digitalen Methoden oder weil sie keinen CATMA-Account einrichten möchten. Zwar ist das Verständnis von Annotationsverfahren und -taxonomien nicht zwingend an die Nutzung von CATMA gebunden und hat somit keine direkten Auswirkungen auf die Klausur, doch kann die fehlende Vorbereitung das Arbeitsklima in der synchronen Sitzung beeinträchtigen. Ein weiteres Hindernis ergab sich in einem Fall, in dem ein*e Studierende*r keinen eigenen Laptop besaß und die Selbstlernphase am Familiencomputer absolvieren musste. Um die Teilnahme an der synchronen Sitzung zu ermöglichen, stellte ich vor Ort einen Laptop zur Verfügung.
5.2 Studierende
Mit Blick auf die tatsächlich teilnehmenden Studierenden habe ich in den drei Iterationen der Lehreinheit (Sommersemester 2022, 2023 und 2024) ganz unterschiedliche Erfahrungen gesammelt. Vor allem die Anzahl der Teilnehmenden an der synchronen Sitzung (3) variierte: In den ersten beiden Iterationen waren es jeweils 15 Teilnehmende, die sich aktiv in den synchronen Sitzungen engagierten und in der Abschlussklausuraufgabe zur Textannotation gute bis sehr gute Ergebnisse erzielten. Bei der dritten Iteration waren nur vier Studierende in der zweiten synchronen Sitzung anwesend, die sich aber sehr engagiert beteiligten. Ich verpasste leider die Gelegenheit zu eruieren, ob es am geringen Interesse für Textannotation oder der nicht ausreichend deutlichen Ankündigung von Textannotation als Klausurthema lag, dass so wenige Studierende in der synchronen Sitzung anwesend waren, oder andere Gründe für das Fernbleiben vorlagen. Die Ergebnisse in der Abschlussklausuraufgabe fielen jedoch überwiegend gut bis sehr gut aus, was darauf hinweist, dass die zur Verfügung gestellten Materialien ausreichten, um die Lernziele zu erreichen. Alle Teilnehmenden waren wie geplant eingeschriebene Studierende im Bachelor Germanistik oder Deutsch Lehramt an Gymnasien und brachten die verlangten Vorkenntnisse und technischen Voraussetzungen mit, wobei bei jeder Iteration immer mindestens ein*e Studierende*r dabei war, die*der anstelle eines Laptops ein Tablet als internetfähiges Endgerät in die Veranstaltung mitbrachte, auf dem zwar die Annotationen einsehbar waren aber nicht selbst vorgenommen werden konnten. Diese Studierenden führten die Anwendungsaufgabe in der synchronen Sitzung in Partnerarbeit durch.
Literaturverzeichnis
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Ebner-Eschenbach, Marie von. 1896. Marie von Ebner-Eschenbach: Krambambuli. Project Gutenberg. https://www.projekt-gutenberg.org/ebnresch/krambamb/krambamb.html (zugegriffen: 14. Oktober 2024).
Forster, Edward Morgan. 1949. Ansichten des Romans. Suhrkamp.
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Notes
- Für mehr Informationen zu Blended Learning-Methoden, siehe (Graham, Woodfield und Harrison 2013). [^]
- CATMA steht für „Computer Assisted Text Markup and Analysis“, siehe Gius u. a. (2024). [^]